Frottée oder Frottier - Ein grosser Unterschied?

Aus Unwissenheit zum Thema Textilien hat sich in der Umgangssprache der Begriff Frottée als Bezeichnung für Handtücher und Badtextilien etabliert, obwohl es sich bei dem Qualitätsmass für hochwertige Badtextilien eigentlich um Frottier handelt und es gar keine Badtextilien aus Frottée gibt - Die beiden Textilien haben nämlich total unterschiedliche Strukturen.

Aber wenn wir bei Handtüchern eigentlich von Frottier sprechen sollten, was genau ist dann Frottée? Bei Frottée handelt es sich um ein flaches Gewebe aus einem Effektgarn, welches einseitig eine samtähnliche Optik aufweist. Viele kennen diesen Stoff unter der Bezeichnung  «Nickiplüsch» oder einfach nur «Nicki». Frottée wird häufig in der Herstellung von Mode, Spielzeug und Heimtextilien/Möbeln verwendet, jedoch nicht für Badtextilien wie Duschtücher und Badteppiche.

Der wesentliche Unterschied zwischen Frottée und Frottier liegt in der Anzahl der Fäden und im Aufbau des Gewebes. Frottier ist ein sogenanntes Dreifadengewebe mit Schlinge: Während gewöhnliche Stoffe in der Regel aus einem Schussfaden und einem Kettfaden bestehen, werden beim Weben von Frottier eine Grundkette, eine Schusskette und eine zusätzliche lose Schlingenkette verarbeitet. Die aufwendige Webtechnik macht es möglich, dass das Gewebe von beiden Seiten die gleiche Optik und Schlingen aufweist. Das Ergebnis: Ein besonders weicher Stoff, welcher beidseitig viel Feuchtigkeit aufnehmen kann und sich somit bestens für Badtextilien eignet.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Frottier herzustellen, abhängig davon, wie locker die Schlingenkette im Grundgewebe abgebunden wird. Je länger der Flor (welcher durch die Schlingen entsteht), desto flauschiger und weicher das Handtuch, der Bademantel oder der Badteppich. Grundsätzlich lassen sich die verschiedenen Arten von Frottier in vier Grundqualitäten einordnen:

Die weichsten und flauschigsten Frottier-Textilien werden als Walkfrottier bezeichnet. Seine Eigenschaften hat der Stoff besonders lockeren und einfach gedrehten Baumwollschlingen zu verdanken. Da Walk-Frottier nach dem Weben zusätzlich einem intensiven Waschvorhaben unterzogen wird, erhält das Textil eine höhere Saugkraft sowie Schlingenfestigkeit. Sie können Walk-Frottier an den verdrehten Frottierschlingen erkennen. Walk-Frottier eignet sich zum Beispiel für Bademäntel und besonders flauschige Handtücher.

Zwirn-Frottier zeichnet sich aus durch zwei- oder dreifach gedrehtes Zwirn. Dadurch entsteht eine etwas körnige aber ebenmässige Schlingen-Oberfläche, welche sich besonders für klare Musterkonturen eignet und einen angenehmen Massageeffekt mit sich bringt. Zwirn-Frottier ist weniger weich als Walk-Frottier.

Wirk-Frottier ist die neueste Frottier-Art, denn sie wird im Gegensatz zum klassischen Frottier nicht gewebt, sondern auf einer Wirkmaschine gewirkt. Obwohl die Herstellungsweise anders ist, überzeugt auch Wirk-Frottier mit den gleichen Eigenschaften wie klassische Frottierware, es ist angenehm weich, robust und saugfähig. 

Um Velours-Frottier herzustellen, werden die Schlingen nach dem Weben aufgeschnitten und abgeschert. Auf diese Weise entsteht eine sehr ebenmässige und kuschelweiche Oberfläche. Da der Prozess vergleichsweise aufwendig ist, gilt Velours-Frottier als eine der hochwertigsten und teuersten Frottier-Varianten.

Frottier eignet sich nicht nur besonders gut für Badtextilien, weil es so angenehm und weich ist, es überzeugt auch durch seine Pflegeleichtigkeit. Wichtig: Waschen Sie Ihre neuen Frottier-Produkte unbedingt vor dem ersten Gebrauch, um die volle Saugkraft und Weichheit zu entfalten.

Bunte Handtücher und Teppiche aus Frottier können bei 60°C gewaschen werden, weisses Frottier sogar bei bis zu 95°C. Beachten Sie jedoch je nach Materialzusammenstellung unbedingt die Pflegehinweise des Herstellers.

Ursprünglich wurde Frottier im Orient aus fein gekämmter Baumwolle hergestellt. Heutzutage werden auch Zellulosefasern wie Viskose, Modal und Lyocell verwendet oder High-Tech-Fasern wie Polyamid, je nach Einsatzbereich der Textilien.

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